Es geht auch anders! Leserbrief von DI Alexander Kagl zum Kurier-Artikel vom 21.06.14: “Beraterarroganz ist fehl am Platz”

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Es geht auch anders!

Die Beschreibungen von Burkhard Schwenker bedienen alle Klischees, die man mit der Beraterbranche so assoziiert. Doch wenn man sich wirklich in den Kunden versetzt, also aus Sicht der Unternehmen, und zwar nicht in die Lage der 2-3 Topentscheider, sondern in die Lage jener Führungskräfte, die mit beiden Beinen im daily business stehen, dann sieht das anders aus:


Plötzlich sitzen Ihnen Horden von Studienabgängern gegenüber, die die Wirtschaft maximal aus Büchern oder einem Jahr auf einer Elite Uni im Ausland kennen. Vertreter der Generation Y, die 3 Monate durch ein internes „onboarding-Programm“ bei einem internationalen Berater geschleust wurden. Sie sind ausgebrannt – kein Wunder bei 80 Stunden Tagen, wie Herr Schwenker ja stolz verkündet, sozial verarmt und erwarten von Ihnen, dem Kunden, zu beschreiben, wie die Welt so funktioniert. Prozesse werden gemalt, Fragebögen ausgewertet, sinnlose Boards und Komitees konstruiert. Die Unternehmen und deren Mitarbeiter fungieren also als Ausbildungsstätte für die Junior Berater dieser Welt. Das kann doch nicht sein. Ist aber so – leider sehr oft. Nur Klischees? Leider nein. Dafür erhalten Sie: Jede Menge Konzepte, 50.000 PowerPoint Slides – gespickt mit Management – Bingo Ausdrücken und den Persil-Schein ungewollte Entscheidungen umzusetzen. Die meisten Lösungen sind aber leider rein kurzfristig und würden keinen echten Stresstest bestehen. Meistens steht man dann vor mehr (Umsetzungs-)Problemen als zuvor. Und die Berater? Die sind Weg. Im „Nadelstreifbomber“ am Montagmorgen aus Schwechat zum nächsten Kunden.

Und wie sieht die Zukunft der Beratung aus?

Die Berater der Zukunft sind hochqualifiziert – aber nicht nur rein fachlich. Sie spielen auf der Klaviatur einer Unzahl von Methoden und Tools. Sie sind Coaches, Moderatoren, Sparring-Partner, Wegweiser, Know-How Bringer und verfügen über ein Netzwerk, das empathisch gepflegt wird. Moderne Berater haben Rückgrat, begleiten die Umsetzung und verrechnen nicht jede halbe Stunde. Denn Kunden wissen, wo der Schuh drückt und was geändert werden sollte. Nicht umsonst sind die Ansprechpartner seit vielen Jahren im Unternehmen. Manchmal bedarf es einfach nur der Außensicht, schräge Blickwinkel und Ressourcensupport zur Umsetzung.

Mit besten Grüßen
Alexander Kagl
(President PMI Austria, Senior Managing Partner Dynact)

 

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