Interview mit Willi Kuhn Landesgeschäftsführer Stellvertreter des Roten Kreuzes NÖ

Mitarbeiter_24

“Ich besuchte vor Jahren ein Projekt Management Seminar, welches Markus Kratochvil (Dynact Geschäftsführer) führte. Dabei habe ich sehr viel gelernt, wie man mit Gruppen arbeitet, wie man diese steuert und leitet. Damals gab es auf einer Bezirksstelle massive Probleme im Team. Ich fand damals eine zerstritten Ansammlung von Menschen vor. Beim Seminar habe ich Herrn Kratochvil darüber gesprochen, wie man das am besten angeht…”

 

Dynact: Willi Kuhn, wie sind Sie zum Roten Kreuz gekommen?

Willi Kuhn: Ich bin über Freunde zum Roten Kreuz gekommen. Das war 1981, somit bin ich nun seit 33 Jahren dabei. Angefangen habe ich als Rettungssanitäter und habe mich um die Wartung der Fahrzeuge gekümmert. 1990 wechselte ich zur Bezirksstelle Lilienfeld und habe dort den Notarztwagenstützpunkt aufgebaut. Vier Jahre später wechselte ich vom ehrenamtlichen zum hauptberuflichen Mitarbeiter und stellte als Geschäftsführer der Bezirksstelle das gesamte Rechnungswesen um. 2002 erfolgte der Wechsel in die Landesverbandsverbandszentrale, dort verantwortete ich u.a. die Einführung der zentralen Leistungsverrechnung und unterstütze Bezirksstellen bei der Reorganisation ihrer Strukturen. Aktuell bin ich dort Landesgeschäftsführer Stellvertreter.

Dynact: Welche Besonderheiten gibt es ihrer Meinung nach innerhalb der Organisation?

Willi Kuhn: Die Besonderheit ist gleichzeitig die Herausforderung: Im Roten Kreuz Niederösterreich sind drei große Personengruppen tätig: die Freiwilligen, die Funktionäre und die hauptberuflichen Mitarbeiter. In den einzelnen Personengruppen sind mehrere Generation tätig. Diese zu betreuen, zu informieren, zu managen ist die Herausforderung. Wenn dir das gelingt, wirst du in der Organisation erfolgreich sein, wenn nicht, dann hast du ein Problem. (lacht)

Dynact: Bei einer großen Anzahl an freiwilligen Mitarbeitern kommt es zu Konflikten. Wo ist da die Problemstellung?

Willi Kuhn: Solange man klare Spielregeln definiert und vor allem Entscheidungsprozesse erklärt – warum, was, wie gemacht wird – und zeitgleich die Grenzen aufgezeigt werden, ist das Managen der in NÖ 14.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter kein Problem. Dann hat man viele motivierte und engergierte Freiwillige, die gemäß unserem Slogan „Aus Liebe zum Menschen“ helfen können. Wenn diese Parameter fehlen, wird es schwierig, weil die gemeinsamen Ziele und Aufgaben nicht mehr im Focus stehen.

Dynact: Sie waren und sind stark in die Entwicklung des Roten Kreuzes eingebunden. Wo sehen Sie bereits Verbesserungen und wo sind noch Schwierigkeiten zu erkennen?

Willi Kuhn: Eine Verbesserung ist ganz klar im Freiwilligen-Management zu bemerken. Des Weiteren, dass wir nicht nur im Rettungsdienst, sondern auch im Bereich Gesundheit und Soziale Dienste ein weiteres Standbein aufbauen. Nicht jeder freiwillig Interessierte ist für den Rettungsdienst geschaffen. Wir haben ein Spektrum von 50 Dienstleistungen und sind somit in der Lage, ein breites Betätigungsfeld anzubieten.
Nächste mittelfristige große Herausforderung ist die Sicherstellung der Finanzierung. Für das Rote Kreuz ist es überlebenswichtig, den Aufwand für die Dienstleistungen im Sinne einer langfristigen Planungssicherheit und unter einem ausgeglichenen wirtschaftlichen Rahmen ersetzt zu bekommen um diese Dienstleistung auch zukünftig fachgerecht und entsprechend der gesetzlichen Grundlagen für die Bevölkerung erbringen zu können.

Dynact: Wie sehr ist das Rote Kreuz international tätig?

Willi Kuhn: Das Rote Kreuz ist weltweit die größte humanitäre Hilfsorganisation mit 188 nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. Grundsätzlich lassen sich die Tätigkeitsfelder des Bereichs Internationale Hilfe in humanitäre Hilfe (Katastrophenmanagement und Rehabilitation) und Entwicklungszusammenarbeit unterscheiden. Nachdem lokale und internationale Katastrophenhelfer die größte Not in der Bevölkerung gelindert haben, leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe.

Dynact: Teamentwicklung ist ein Bereich, der beim Roten Kreuz gefördert wird. Wie ist da der Kontakt zu Dynact entstanden?

Willi Kuhn: Ich besuchte vor Jahren ein Projekt Management Seminar, welches Markus Kratochvil (Dynact Geschäftsführer) führte. Dabei habe ich sehr viel erfahren, wie man mit Gruppen arbeitet, wie man diese steuert und leitet. Damals gab es auf einer Bezirksstelle massive Probleme im Team. Ich fand damals eine zerstritten Ansammlung von Menschen vor. Beim Seminar habe ich mit Markus Kratochvil darüber gesprochen, wie man das am besten angeht. So kam es zum ersten zweitägigen Hüttenaufenthalt zum Teambuilding und Teammanagement Workshop mit Dynact. Es hat sehr erfolgreich funktioniert und seit daher holen wir uns immer wieder die Unterstützung dazu, wenn es auf der einen oder anderen Bezirksstelle zu Unstimmigkeiten kommt.

Dynact: Welche Vorteile oder auch Nachteile konnten Sie aus den Workshops ziehen?

Willi Kuhn: Nachtteile haben wir schon mal keine (lacht). Bei der Teamentwicklung konnte ich schon oft sehr gut beobachten, dass die Teilnehmer Verständnis für einen anderen Standpunkt aufbringen und dass man manchmal auch einen Schritt zurück machen muss, um nach vorne zu kommen. Es geht um das wechselseitige „Geben und Nehmen“, mit der Absicht, das gemeinsame Ziel zu erreichen. Vorher war das anders: jeder hatte ein individuelles Ziel und ist seinen Weg gegangen. Wenn man es schafft die gemeinsamen Energien zu bündeln und diese zu halten, dann war das Teambuilding erfolgreich.

Dynact: Welche persönliche Entwicklung haben Sie mit dem Roten Kreuz gemacht und wo geht Ihre Reise mit der Organisation hin?

Willi Kuhn: Es ist das Teambuildung! Dabei habe ich auch die meiste Erfahrung für mich raus gezogen. Die Reise sollte dorthin gehen, dass man die Bezirksstellen dazu bringt, die Doppelgleisigkeit abzuschaffen und in Verbünden oder Zweckgemeinschaften näher zusammen zu arbeiten. Dort sollte der Weg hinführen und diesen Prozess möchte ich gerne begleiten. Es gilt die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen, was aber auch bedeutet, Vertrauen aufzubauen und die Interessen sowie die Aufgaben der Organisation sowie die Bedürfnisse unserer „Kunden“ oder „Klienten“ in den Mittelpunkt zu stellen. Ein langwieriger Prozess, der je nach Erfolg zum gemeinsamen Weg führt. Nur das gemeinsame Ziel ergibt einen Sinn!

Dynact: Wir kommen zur letzten Frage. Welche abschließenden Worte haben Sie für uns?

Willi Kuhnr: Glaube nicht, dass Du das komplexe Thema des Teambuildings selber durchführen kannst, nur weil Du ein Buch gelesen hast! Ich empfehle jedem, der sich mit dem Gedanken des Teambuildings auseinandersetzt, professionelle Unterstützung zu holen und nicht aus möglichweise Sparmaßnahmen den Alleingang anzutreten! Wenn man einmal die Leute verloren hat, wird man sie nicht mehr ins Boot bekommen! Deswegen: holt euch Profis!

Dynact: Willi Kuhn, vielen Dank für das Interview.